05.09.2021 – Ökumenischer Gottesdienst beim Auswanderertreffen auf der Burgruine Neuhaus

Es gibt diese Tage, an denen alles schief geht. Und dann gibt es die Tage wie den 5. September, den 14. Sonntag nach Trinitatis, an dem sich das von Martin Wolf aus Mühlgraben, seines Zeichens Obmann des Historischen Vereins Neuhauser Hügelland und ein wirkliches Organisationstalent, ins Leben gerufene Dreiländerecks- und Auswanderertreffen auf der Burgruine Neuhaus ereignete.

Dass das Treffen nicht auf Schloss Tabor stattfinden konnte, stellte sich als Glücksfall heraus, denn man hätte sich keine schönere, stimmungsvollere Location vorstellen können, als den Burgruinen-Innenhof, der hunderten Gästen Platz bot und dessen Bäume den Festgästen herrlichen Schatten spendeten. Denn die Spätsommersonne strahlte von einem Himmel, an dem die Wolken wie zur Dekoration angebracht schienen.

Bereits um neun Uhr konnten wir den neuen Superintendenten der Diözese Burgenland, Herrn Dr. Robert Jonischkeit, im Gemeindesaal begrüßen, ihm von der Gemeinde erzählen, plaudern. Bei der kurzen Besichtigung der Kirche brachte der Singkreis ihm ad hoc ein Ständchen – wie würdevoll! Nach dem Eintreffen von Pfarrerin Simona Prosic-Filip aus Gornja Slaveci (SLO), begannen wir mit dem „Aufstieg“ auf den Burgberg – als gebürtiger Tiroler verzichtete der Superintendent nämlich auf den angebotenen Shuttleservice. Wir passierten die 3-G-Kontrolle und gelangten auf das Festgelände; kurz darauf kam auch Dechant Martin-Ralph Kalu dazu und komplettierte das Pfarrer-Trio für den festlichen ökumenischen Gottesdienst, bei dem unser Superintendent die Festpredigt zum 1. Thessaloniker 5, 14-24 hielt – hier schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki:

„Wir ermahnen euch aber: Weist die Nachlässigen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig mit jedermann. Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann. Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. Den Geist löscht nicht aus. Prophetische Rede verachtet nicht. Prüft aber alles und das Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt. Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft; er wird’s auch tun.“

Superintendent Dr. Robert Jonischkeit hielt die Festpredigt – bei seinem ersten Sonntagsgottesdienst im neuen Amt

Es ist immer besonders, wenn Gottesdienste durch Chormusik umrahmt, untermalt werden – aber nicht nur einen, nicht zwei, sondern gleich drei Chöre (Singkreis, Männergesangsverein und Amara-Chor) zur Hand zu haben, das erlebt man wahrlich nicht alle Tage. Von der Musikkapelle Neuhaus am Klausenbach, die selbstverständlich auch vor Ort war und mit reichlichen Kostproben ihres Könnens für Unterhaltung sorgte, ganz zu schweigen. Und dann die Sache mit Speis‘ und Trank – der ehemalige „Jägerwirt“ aus Kalch kochte köstlich auf und wer dann noch Platz hatte: es gab jede Menge burgenländischer Mehlspeisen für den krönenden kulinarischen Abschluss.

Der Singkreis setzte zu Ehren der amerikanischen Gäste auf englisches Liedgut

Die US-amerikanischen Gäste, allesamt entfernte Verwandte von Organisator Martin Wolf, waren begeistert – so wie wir alle, die wir am früheren oder späteren Nachmittag die herrlichsten Eindrücke mit nach Hause nahmen. So wie das Wissen, dass wir das gemeinsame Feiern auch nach mehreren Lockdowns nicht verlernt haben.

So ein Fest noch einmal auf die Beine zu stellen, wird eine große Herausforderung sein. Es zu toppen, quasi unmöglich. Chapeau, Martin!

P.S.: Gegen Abend statteten Kurator Horst Eichmann und sein Großcousin Martin Wolf als Begleiter ihrer amerikanischen Verwandten der evangelischen Kirche in Neuhaus einen Besuch ab. Es wurde an der Orgel gespielt, und als Cheryl Russo Cormier vom Chor der Kirche „Amazing Grace“ sang, waren alle Anwesenden ergriffen von der Emotionalität des Augenblicks. Es wurde auch daran erinnert, dass Urgroßvater Karl „Charly“ Wolf hier getauft worden war und später beim Läuten der Kirchenglocken ein Glied seines kleinen Fingers verloren hatte.

Zum Abschluss besuchten die US-Amerikaner den evangelischen Friedhof, standen an den Gräbern ihrer Vorfahren und legten Blumen nieder. Ein besinnlicher Abschluss dieses so besonderen Wochenendes.

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