Losungstext:
„Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.“ (1. Könige 8,39)
Gott ist allwissend, so wird gesagt, und die Allwissenheit ist Teil der Allmacht Gottes, die wir ja im Glaubensbekenntnis aussprechen. Für viele ist es ein bedrohlicher Gedanke (manchmal vor allem: gewesen, als Kind), dass Gott alles sieht und alles weiß. Ich bin vor Gott ein gläserner Mensch, er kennt meine Gedanken, nichts ist ihm verborgen.
Ich bin über diesen Vers gestolpert, er ließ mich staunen. Denn hier , im Gebet des Königs Salomo bei der Einweihung des Tempels, ist von einer Allwissenheit die Rede, die anders ist als eben genannt. Gott kennt nicht allein die Gedanken, er kennt das Herz aller Menschen. Also auch die Gefühle, die Sorgen, das Helle und Liebevolle wie auch das Dunkle. Das Herz aller Menschenkinder zu kennen ist letztlich etwas anderes als „Allwissenheit“. Denn wer die Herzen sieht, muss selbst ein Herz haben. Und einer, der ein Herz hat, hat keinen harten Maßstab, mit dem er alles beurteilen will.
Gott kennt die Herzen aller Menschen, er kennt auch mein Herz. Er wendet sich mir zu. Er hat Vertrauen zu mir.
Gott, du allein kennst das Herz aller Menschenkinder. auch meines. Du weißt, was mich bewegt. Du kennst auch das Herz der anderen, auch derer, mit denen ich mir schwer tue.
Wie wohltuend ist so ein Gebet.
Und ich bitte auch darum, dass ich meine Messlatte, mit der ich Menschen messen möchte, zur Seite lege, wie es auch Gott tut, weil er auf das Herz achtet.