„Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!“
Vor Gott müssen wir uns nicht fürchten. Wir können ihm vertrauen, wir können in ihm unseren Vater sehen, ihn sogar „Papa“ nennen. Das sagt der Apostel Paulus hier im Römerbrief.
Interessant ist, dass der Knechtschaft hier nicht die Freiheit gegenübersteht, sondern die Kindschaft. Ein Verhältnis zwischen Gott und Menschen ist da. Und es ist positiv: statt Angst bestimmt Vertrauen.
Leider gibt es Christen, die sich damit schwer tun. Oder besser, es anderen schwer machen. Da wird der Glaube etwas, was einengt. Gott wird zum Buchhalter, der unsere schlechten Taten aufzeichnet und uns eines Tages die Rechnung präsentieren wird. Die Rechnung ist dann endgültig, beim Jüngsten Gericht, und wer dann eine Minusbilanz hat, dem drohen Höllenstrafen.
Das Jüngste Gericht kommt früh genug, könnte man mit Paulus sagen, denn ihm geht es hier um das jetzige Leben, um unsere Gegenwart. Was danach kommt, liegt in Gottes Hand, und er ist gnädig. Im jetzigen Leben können wir diesem gnädigen Gott vertrauen, er liebt uns wie ein guter Vater seine Kinder liebt.
Haben wir Vertrauen zu Gott? Ist er unser himmlischer Vater?
Will ich ihn überhaupt so nah? Mir ging es oft so – und Paulus konnte sich das vielleicht gar nicht vorstellen –, dass ich mir Gott eher vom Leib halten wollte. Ohne an Gott zu denken lieber in den Tag hinein leben. Dann ist Gott weit weg.
Nun, für mich kann ich sagen, Gott hat sehr viel Geduld mit mir. Und seine Liebe habe ich oft unterschätzt. Er ist mir nah, auch wenn ich nicht an ihn denke. Das ist gut so. Und so lerne ich Vertrauen – zu ihm. Immer wieder.
Entschuldigen Sie, dass ich jetzt so viel von mir geschrieben habe. Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit diesem gnädigen und liebenden Gott gute Erfahrungen machen. Und Sie wissen jetzt: Gott denkt schon an Sie, bevor Sie an ihn denken. Sie müssen sich nicht abmühen. Und wenn Sie es brauchen, also wenn Sie ihn brauchen, kriegen Sie ihn mit. Er ist nur ein Gebet von Ihnen entfernt. (Pfr.i.R. Jörg Wilkesmann)