„Er zog aber seine Straße fröhlich.“ (Apostelgeschichte 8,39)
Das ist der letzte Satz in der Bibel über den Kämmerer aus Äthiopien. Er war als Minister der Königin in Jerusalem gewesen und hatte sich dort eine Schriftrolle mit dem Buch des Propheten Jesaja gekauft. Nun las er darin, als er auf der Rückfahrt in der Kutsche saß. Gottes Geist schickte ihm den Diakon Philippus auf den Weg, der stieg zu ihm und erklärte ihm eine schwierige Stelle. Im Laufe des Gesprächs entfaltet Philippus die Botschaft von Jesus. Und der Mann aus Äthiopien will zu seiner Gemeinschaft gehören und als einen Gewässer am Wege auftaucht, bittet er darum getauft zu werden.
Jetzt gehörte er dazu. Philippus war nicht mehr da, der Kämmerer blieb allein zurück und am Schluss der Geschichte dann eben dieser Satz. „Er zog aber seine Straße fröhlich.“
Wir erfahren nicht, was aus ihm geworden ist. Bekannt ist nur: in Äthiopien gibt es seit früher Zeit Christen, und noch heute gibt es dort ein reiches kirchliches Leben.
Wir erfahren nicht was aus dem Kämmerer geworden ist. Wir erfahren noch nicht einmal seinen Namen. Wir wissen nur: er nahm seine Fröhlichkeit mit, die Freude, durch die Taufe zu diesem Glauben an Jesus dazuzugehören. Und wir können davon ausgehen, dass er diesen Glauben und seine Freude darüber weitergegeben hat. Mit großartigen Erfolgen, die über Generationen hinweg gewirkt haben.
Wir erleben uns gerade jetzt als Einzelne. Extremer als jemals zuvor. Die Orte, an denen man anderen begegnet, sind rar geworden. Wie hilft mir mein Glaube jetzt? Ist er mir Anlass zur Freude?
Wir sehen am Kämmerer aus Äthiopien, was ein einzelner bewirken kann. Natürlich haben wir im Moment weniger Begegnungen als sonst. Wer allein ist, kann Zeiten der Stille zum Gebet nutzen. Ich kann an viele Menschen, die ich zur Zeit nicht sehe, mit denen ich vielleicht auch nicht so häufig telefoniere, denken. Ich kann Ihnen vor Gott das Beste wünschen. Zum Beispiel, dass sie auch die Freude des Glaubens erfahren
In der Stille Gedanken sammeln, sie vor Gott ausbreiten und bitten, dass er das Beste daraus macht, das wird auf Dauer Segen bringen. Das glaube ich ganz gewiss. Und ich bin so gewiss, weil ich es am Kämmerer sehe, wie über Generationen hinweg sein Glaube ausgestrahlt hat. Auch unser Glaube strahlt aus, auch unsere Gebete werden wirken. Nicht sofort, vielleicht noch nicht einmal in einem Zeitraum, den ich überschauen kann
Ich wünsche mir und allen, die das lesen, dass wir auch in den jetzigen Zeiten unsere Straßen fröhlich ziehen und auf Gottes Beistand vertrauen. (Pfr. i.R. Jörg Wilkesmann)