03.05.2020 – Gedanken zum Wochenspruch der neuen Woche

2. Korinther 5, 17:  „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“

Wer zu Christus gehört, ist eine neue Schöpfung. Das ist kaum zu glauben und es ist nur zu glauben. 

Es ist kaum zu glauben. Denn was ist neu durch mein Christsein? Da ich mit sechs Monaten getauft wurde, fehlt mir die Erfahrung, dass mein Leben durch die Taufe neu geworden ist.

Was ist da an mir neu geschaffen? Vielleicht hilft da die Äußerung Luthers über das Taufen im Kleinen Katechismus: „Es bedeutet, dass der alte Adam in uns […] soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten; und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewiglich lebe.“

Und er ergänzt im Großen Katechismus zu diesem Gedanken: „also dass ein christlich Leben nichts anders ist denn eine tägliche Taufe, einmal angefangen und immer darin gegangen.“

Wer zu Christus gehört, ist eine neue Schöpfung. Es ist nur zu glauben. und eben nicht Erfahrung. das braucht Erfahrungen, Handfestes, damit der Glaube gedeiht und wachsen kann. Ich brauche Geschichten von Menschen, deren Leben durch den Glauben neu geworden ist, oder die Mut bekamen, Neues zu wagen. Ich brauche Geschichten von Christen, deren Wirken bedeutsam war oder ist und die ihre Mitmenschen beeinflussen und zum Guten bewegen. Von St. Martin über Franz von Assisi und Martin Luther hin zu Albert Schweitzer, Dietrich Bonhoeffer und Martin Luther King. Ich brauche die Berichte von Gemeinden, die Neues versuchen und damit Erfolg haben. Die offen sind für andere und für die Spuren Gottes in unserer Gegenwart.

Für mich war unser Gottesdienst letzte Woche auf dem Parkplatz so eine Erfahrung. Es hatten schon andere vor uns gemacht. Man muss ja nicht der erste sein. Aber dass so viele kamen und dass so viel öffentliches Interesse da war, war ermutigend. Dass ich selber dabei sein konnte, hat mich froh gemacht. Gott schafft manches neu, wo wir gar nicht dachten, dass dort etwas wachsen kann.

Ich bin froh über solche Erfahrungen. Ich brauche Geschichten, die Mut machen. Ich freue mich darüber, das so vieles möglich ist in unseren Gemeinden. Es ist „Neues“ und Zeichen der neuen Schöpfung sind zu sehen.

Wer zu Christus gehört, ist eine neue Schöpfung. Das ist kaum zu glauben – auf den ersten Blick – und es ist nur zu glauben – und ergreift Herz und Verstand. 

02.05.2020 – Andacht zur heutigen Losung

„Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.“ (Psalm 51,13)

Da hat einer etwas Schlimmes gemacht. ob es andere wissen, ist nicht klar, aber das eigene Gewissen lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Gegenüber Gott ist er schuldig geworden, sagt der Beter des 51. Psalms.

Darin dann der Vers, der die heutige Tageslosung geworden ist. Eine große Angst spricht aus ihm. Gott könnte einen ablehnen, verwerfen. Dabei bin ich doch von Gott angenommen. oder um es mit dem Alten Testament zu sagen, ich gehöre zu Gottes Volk, mit dem Gott auf ewig einen Bund geschlossen hat. Wie kann es dann zu solchen Worten kommen? Wie entsteht so eine Angst?

Ich glaube, nicht immer glaubt man dem eigenen Glauben. Auch wenn ich vom Kopf her weiß, dass ich von Gott angenommen bin, ich fühle mich fern von ihm. So bitte ich, dass Gott sich nicht noch weiter von mir entfernt, sondern sich wieder zu mir wendet. (Vor allem, wenn ich ein schlechtes Gewissen habe, wie beim Psalmbeter.)

Das Gute, das Besondere an diesem Vers: „Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir.“ Gott ist immer noch da, sein Geist ist beim Beter. 

Es ist nur diese Angst, dass Gott sich entfernt. Noch ist es gar nicht so weit. Noch ist das Angesicht Gottes dem Beter zugewandt. 

Es würde ihm nicht helfen ihm zu sagen: „Gott wird sich nicht von dir abwenden.“ Manchmal erreichen Aufmunterungen einen nicht. Dann ist es gut, ein Gebet wie Psalm 51 zu kennen. Denn die Psalmen zeigen, wie wir sprechen können, wenn wir Gott das Herz öffnen. 

Wenn Sie also ein wenig freie Zeit haben, stöbern Sie doch in den Psalmen herum. Es gibt dort viel zu entdecken.

01.05.2020 – Taggedanke zum heutigen Lehrtext

„Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?“ (Matthäus 6, 28-29.31)

Von der Grundversorgung absehen? Und wenn es vorn und hinten nicht reicht? Uns geht es ja gut.

Gott sorgt für uns, sagt Jesus. Ganz ruhig! Nerven behalten und weitermachen! Still und zuversichtlich das Eigene tun. Der Rest ist bei Gott.

30.04.2020 – Andacht zu Johannes 10,16

Jesus spricht: „Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.“

An den anderen Schafen sehen wir die Liebe des Guten Hirten: Es gibt noch andere Schafe, die keinen Stallgeruch mit uns haben – und sie gehören auch dazu. Ohne sie gibt es keine Einheit.

Doch wer sind diese „anderen Schafe“? Über die Jahrhunderte haben die Ausleger gerätselt, wer damit gemeint ist, mit den anderen Schafen. Sind es die verlorenen zehn Stämme Israels, die von den Assyrern 700 Jahre vor Christus verschleppt worden sind und von denen wir keine Spuren mehr haben? Sind es Sektengruppen der damaligen Zeit, die ähnliche Worte benutzten wie das Johannesevangelium, aber ganz eigenartige Vorstellungen mit diesem Christus verbunden haben? Es bleibt rätselhaft.

Ich meine, das Evangelium redet bewusst so: Die anderen, das sind – die anderen. Das sind zum Beispiel die, die nie in den Gottesdienst kommen. Über die manche sich dann gerne ärgern, wenn sie bei Taufen oder am Heiligen Abend auftauchen und man ihnen so deutlich anmerkt, dass sie fremd sind, und dann stolpern sie durch einen Gottesdienst und fallen auf, weil sie sich so gar nicht auskennen.

Für manche sind die anderen, die immer in die Kirche laufen. Und was weiß man nicht alles über die: Die wollen sich bei Gott etwas verdienen oder ihre neue Kleidung vorzeigen oder beweisen, wie fromm sie sind.

Die anderen, das sind die anderen. Die Laxen, Laschen, die schon mit einem halben Bein aus der Kirche heraus sind. Oder vielleicht sogar schon völlig. Die meinen, man könne ohne eine Gemeinschaft an Gott glauben. Auch für die will der Gute Hirte da sein.

Oder die Treuen, die immer schon dazugehören und von denen man sich keine Erneuerung vorstellen kann. Auch sie liebt der Gute Hirte und will ihr Leben neu machen.

Oder Verblendete, die meinen, alle verdammen zu müssen, die nicht ihre Vorstellungen teilen. Auch sie sind die anderen, auch sie liebt der Gute Hirte. ER gibt sie nicht auf.

Oder welche Menschengruppen sehen wir schief an? Politiker? Manager?

Oder welche Menschen mögen wir nicht, wer macht uns das Leben schwer?

Das sind die anderen.

Und die Liebe des Guten Hirten ist so groß, dass Er auch sie liebt wie uns. Ohne sie gibt es keine Einheit, keine, wie Er sie will.

29.04.2020 – Die Sicht des guten Hirten

Über Jesus heißt es im Matthäus-Evangelium (Kapitel 9, Vers 36): „Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.“

Jesus sieht das Volk und „es jammert ihn“. Das Wort im griechischen Urtext ist stärker, es kommt vom Substantiv für „Eingeweide, Herz, Innerstes“.

„Es ging ihm durchs Innerste“, „…durch Mark und Bein“, besser noch „Es ging ihm zu Herzen“ oder „es berührte sein Innerstes“.

Jesus sieht die vielen Kranken und das ganze Volk. Wer weiß, was sie in ihm sehen. Den Wunderheiler, Magier, den Schönredner. Aber sein Anliegen, seine Botschaft, seinen Auftrag? Vor ihm sind wohl ganz viele mit ganz wenig Ahnung.

Wie Schafe ohne Hirten. Durcheinander, zerstreut.

So ein Blick auf die Zeitgenossen wäre ab und zu nötig. Ein liebevoller Blick auf all die Neunmalklugen, die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben; ein offenes Herz für alle, die an anderen kein gutes Haar lassen. Innerlich berührt von Schwätzern und Stammtischrednern.

Ja, das wäre gut, Menschen so zu sehen. Nicht als Störfaktor. Sondern als liebesbedürftige Gegenüber. Als Kinder Gottes. Auch wenn das auf den ersten Blick nicht so ist. Nein, nicht „auch wenn“, gerade dann.