20.04.2020 – Gedanken zu Jakob

1. Mose 32, 23-32

„Und Jakob stand auf in der Nacht und nahm seine beiden Frauen und die beiden Mägde und seine elf Söhne und zog durch die Furt des Jabbok.
Er nahm sie und führte sie durch den Fluss, sodass hinüberkam, was er hatte.
Jakob aber blieb allein zurück.
Da rang einer mit ihm, bis die Morgenröte anbrach.
Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, rührte er an das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt.
Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an.
Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
Er sprach: Wie heißt du?
Er antwortete: Jakob.
Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.
Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du?
Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße?
Und er segnete ihn daselbst.
Und Jakob nannte die Stätte Pnuël: Denn ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.
Und als er an Pnuël vorüberkam, ging ihm die Sonne auf; und er hinkte an seiner Hüfte.“

Er hatte sie alle ausgetrickst, den Bruder, den Vater, den Onkel. Körperlich war nie Gewalt im Spiel und der Segen war mit ihm. Nun galt es, den Bruder wiederzusehen nach 20 Jahren. Er schickte Frauen und Kinder vor, denn sollte Rache sein Ziel sein, würde er denen nichts tun. Er konnte sich doch an den Herden bedienen. Morgen dann würde man weitersehen, bis jetzt war alles gut. Er blieb am Flussufer zurück und schlug sein Lager auf.

Die Nacht fiel über den Fluss und das Dunkel griff nach der Seele. Das, was er übersehen hatte, drückte ihn zu Boden. Nun hatte er Gott an der Gurgel, als Feind auf dem Brustkorb, der den Atem abschnürte. So groß war Jakobs Groll, dass er den Übermächtigen niederkämpfte und festhielt. Im Blau des ersten Morgens wollte er fliehen, „Wie heißt du? Bist du der Gott des Segens oder ein Blender, der mich getäuscht hat?“ Mit aller Kraft hielt er ihn und ließ ihn nicht, was es auch kostete. Am Ufer des Flusses, im Morgengrauen, waren zwei Schatten, die beiden waren ein Knäuel, ein Würgen und Pressen – und da holt der Mächtige aus, und ein Schlag – der Schmerz stach an der Seite, zugleich kam der Segen: „Nicht mehr Jakob, der Listige, bist du, sondern Israel, der mit Gott gerungen hat.“ und fort war er.

Im Rot der aufgehenden Sonne ging er davon. Gott hatte ihn nun aufrecht gestellt. Doch, ach, die Hüfte – schief war sein Gang und blieb es.

Ein Sieger war er über den mächtigen Gott, so hatte dieser selbst gesagt. Und zugleich war er geschlagen von nun an.