18.04.2020 – Ostern als Geschwätz?

Lukas 24, 11-12: „Und es erschienen ihnen (den elf Jüngern) diese Worte, als wär’s Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht. Petrus aber stand auf und lief zum Grab und bückte sich hinein und sah nur die Leinentücher und ging davon und wunderte sich über das, was geschehen war.“

Die Auferstehungsgeschichte in allen vier Evangelien - katholisch.de

So erzählt es Lukas: die Frauen kommen vom leeren Grab und geben weiter, was die Engel ihnen gesagt haben. Doch die Jünger können es nicht glauben. Petrus geht selbst noch einmal hin, er trifft keine Engel, aber er sieht das Grab leer und betrachtet die Leinentücher, in denen der Leichnam Jesu eingewickelt war. Er wundert sich, sonst löst es nichts aus bei ihm.

An den Auferstandenen zu glauben gelingt erst, als er ihnen begegnet, zu ihnen kommt. Und nach Christi Himmelfahrt und der Ausgießung des Geistes zu Pfingsten kann jeder die Kraft der Auferstehung durch den Heiligen Geist erfahren.

Der Glaube an die Auferstehung ist kein Glaube an Fakten. Er wächst aus lebendigen Erfahrungen, dass der Glaube ein Leben neu machen kann. Dass ich es von mir selber weiß, es hat mich ergriffen und mein Leben hat neue Perspektiven bekommen. Man hat Altes hinter sich gelassen und Neues begonnen, und das hat gut getan.

Das, was andere berichten, kann auch immer wie Geschwätz sein. Vielleicht berührt es mich nicht, es trifft mich nicht. Es geht bei Ostern nicht nur um den Verstand, es geht um das Leben.

17.04.2020 – Osterfreude auf Distanz

Heuer, ich gestehe es, will keine rechte Osterfreude aufkommen. Die Auferstehung Jesu erfreut mich schon, aber was Jesus mit den verzagten, mutlosen Jüngern macht, wird für mich keine lebendige Erfahrung. Gottesdienste sind untersagt, wir müssen uns auf Distanz halten.

Die Ostergeschichten in der Bibel erzählen ja, wie aus mutlosen Einzelnen durch den Auferstandenen eine ermutigte Gemeinschaft wird. es gibt jedoch eine Ostergeschichte, in der Distanz ausdrücklich erbeten wird.

Johannes 20, 11-17: „Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den anderen zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“

Es ist sehr eigentümlich: Maria wird nicht ergriffen, nicht vom leeren Grab, nicht von der Begegnung mit zwei Engeln, selbst den Auferstandenen erkennt sie nicht und hält ihn für den Gärtner. Das liegt nicht nur am Tränenschleier, der ihre Augen bedeckt. Sondern es ist tiefer ein Schleier, der sich über ihre Seele gelegt hat. Schmerz und Trauer um den toten Jesus wollen nicht weichen.

Erst als der Auferstandene sie mit ihrem Namen anspricht, ist sie berührt. Sie spricht ihn an wie früher: „Mein Lehrer!“ Sie wendet sich ihm zu und in dieser (vielleicht nur inneren Bewegung) liegt etwas, das sie ihm die Hand reichen oder, vor ihm kniend, die Füße berühren will.

„Rühr mich nicht an!“, sagt er ihr. Die innere Berührung muss genügen. Maria soll ihren Meister nicht festhalten. Das neue Leben von Gott her lässt sich nicht einfangen.

Sie erhält einen Auftrag: Sie soll den Jüngern mitteilen, dass Jesus nun ganz zu Gott, dem Vater gehört. Sicher ist es auch hier wieder ein Weg zu einer Gemeinschaft, die Mut gemacht bekommt.

Aber das, was Maria vorher erlebt, ist so wie Ostern heuer: Distanziert, weit weg von anderen, vereinzelt, ohne sichtbare Gemeinschaft.

Was hat Maria geholfen? Dass der lebendige Jesus sie mit Namen anspricht?
Hat er das mit mir auch getan? Ja, hat er, in der Taufe hat er mich mit Namen genannt und gezeigt, dass ich sein Kind bin. Das liegt allerdings jenseits der Erinnerung. Einige Male im Leben gab es das weiterhin, da wusste ich, Er meint mich.
Und, im rechten Licht betrachtet, jeden Tag, wenn ich das Vater unser bete beim Abendgeläut, oder die Losung lese. Er meint mich.
Das überwindet nicht den Mangel, den ich empfinde. Es hilft mir, mein Leben offen zu halten für Seinen belebenden Geist.

16.04.2020 – Die leichteste Todesstrafe / Johann Peter Hebel

Man hat gemeint, die Guillotine sei’s. Aber nein! Ein Mann, der sonst seinem Vaterland viele Dienste geleistet hatte und bei dem Fürsten wohl angeschrieben war, wurde wegen eines Verbrechens, das er in der Leidenschaft begangen hatte, zum Tode verurteilt. Da half nicht Bitten, nicht Beten. Weil er aber sonst bei dem Fürsten wohl angeschrieben war, ließ ihm derselbe die Wahl, wie er am liebsten sterben wolle; denn welche Todesart er wählen würde, die sollte ihm werden.

Also kam zu ihm in den Turn der Oberamtsschreiber: „Der Herzog will Euch eine Gnade erweisen. Wenn Ihr wollt gerädert sein, will er Euch rädern lassen; wenn Ihr wollt gehenkt sein, will er Euch henken lassen. Es hängen zwar schon zwei am Galgen, aber bekanntlich ist er dreischläuferig. Wenn Ihr aber wollt lieber Rattenpulver essen, der Apotheker hat. Denn welche Todesart Ihr wählen werdet, sagt der Herzog, die soll Euch werden. Aber sterben müsst Ihr, das werdet Ihr wissen.“

Da sagte der Malefikant: „Wenn ich denn doch sterben muss, das Rädern ist ein biegsamer Tod, und das Henken, wenn besonders der Wind geht, ein beweglicher. Aber Ihr versteht’s doch nicht recht. Meines Orts, ich habe immer geglaubt, der Tod aus Altersschwäche sei der sanfteste, und den will ich denn auch wählen, und keinen andern“, und dabei blieb er und ließ sich’s nicht ausreden. Da musste man ihn wieder laufen und fortleben lassen, bis er an Altersschwäche selber starb. Denn der Herzog sagte: „Ich habe mein Wort gegeben, so will ich’s auch nicht brechen.“

Dies Stücklein ist von der Schwiegermutter, die niemand gerne umkommen lässt, wenn sie ihn retten kann.

15.04.2020 – Gottes JA zu uns / Dietrich Bonhoeffer

Die Auferstehung Jesu Christi ist Gottes Ja zu uns. Christus starb um unserer Sünde willen, er wurde auferweckt um unserer Gerechtigkeit willen (Römer 4, 25: „Jesus ist um unsrer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt.“). Christi Tod war das Todesurteil über uns und unsere Sünden. Wäre Christus im Tode geblieben, so wäre dieses Todesurteil noch in Kraft; wir wären noch in unseren Sünden (1. Korinther 15, 17). Weil aber Christus auferweckt ist vom Tode, darum ist das Urteil über uns aufgehoben und wir sind mit Christus auferstanden (1 .Korinther 15, 20-23). Das ist so, weil wir ja kraft der Annahme unserer menschlichen Natur in der Fleischwerdung in Jesus Christus sind; was ihm widerfährt, widerfährt uns; denn wir sind von ihm angenommen. Das ist kein Erfahrungsurteil, sondern ein Urteil Gottes, das im Glauben an Gottes Wort anerkannt werden will.

Die Auferstehung Jesu Christi fordert den Glauben. Es ist das einmütige Zeugnis aller Berichte, so uneinheitlich sie sonst das hier Geschehene und Erlebte wiedergeben, dass der Auferstandene sich nicht der Welt, sondern nur den Seinen zeigt (Apostelgeschichte 10, 40 f). Jesus stellt sich nicht einer unparteiischen Instanz, um sich vor der Welt das Wunder seiner Auferstehung beglaubigen zu lassen und sie damit zur Anerkennung zu zwingen.
Er will geglaubt, gepredigt und wieder geglaubt sein.

Dietrich Bonhoeffer, Betrachtung zu Ostern: Auferstehung. Stettin, März 1940

Quelle:
DBW Band 16, Seite 472, 473

14.04.2020 – Andacht „Gott sei Dank“

„Wofür bist Du dankbar?“

Ich begann aufzuzählen. Ab Nummer 10 stockte ich ein paar Mal. Die Frage blieb: „Wofür bist Du dankbar?“ Bis etwa 20 bin ich gekommen. Und vieles, was mich vor dem Stellen der Frage beschäftigt hat und mir Sorgen bereitete, war – noch da, aber viel kleiner als vorher.

Probier es selbst!

Mit hat es gut getan. Und dass es gut tut, wünsche ich allen, die Gründe zur Dankbarkeit finden. Es kann helfen, sich die Antwort aufzuschreiben. Von 1 bis 10. Und von 11 bis 20.

Gott sei Dank!