23.04.2020 – Andacht

Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? (Jesaja 43,19)

„Es wird alles anders werden, als es vorher war.“ Diesen Satz höre ich in letzter Zeit sehr oft. Meistens besorgt, oder in einem Tonfall, der nahelegt, dass vorher Vieles nicht so gut war. Bequem vielleicht, aber nicht richtig.

Es ist ja Vieles jetzt schon anders: die Kinder zu Hause, für viele Kurzarbeit, wenn nicht schlimmer, die Sorge um die Gesundheit unserer Lieben – und der anderen auch… Das hätten wir uns vor wenigen Wochen noch nicht gedacht.

Die Befürchtung, dass es schlechter wird als vorher, haben viele.

„Es wird alles anders werden,“ – sagt mir jemand – „vielleicht viel besser!“, und dann schmunzelt er, wie jemand, der eine kleine Vorahnung hat…

Wie der Prophet Jesaja, der dem Volk Israel mitten in der Gefangenschaft sagt: das, was ihr jetzt erlebt, ist nicht das, was euch in der Zukunft ausmachen wird. Jetzt seid ihr in Babylonien gefangen, aber das wird nicht immer so bleiben. Gott lässt aus eurer Situation etwas Gutes wachsen. Es wächst schon auf, erkennt ihr es nicht?

Uns gilt dieses Versprechen Gottes auch: ER kann und will auch aus dieser Situation etwas Neues wachsen lassen. Etwas Gutes.

„Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“ – verspricht er seinem Volk in Babylonien. Einen Weg und das, was man zum Leben braucht: im Wüstenklima eben Wasserströme.

Gott wird auch uns einen neuen Weg machen, da bin ich sicher. Anders als vorher, aber vielleicht viel besser!

21.04.2020 – Andacht

Hiob 42, 7-13: „Als nun der HERR diese Worte mit Hiob geredet hatte, sprach er zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt über dich und über deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. So nehmt euch nun sieben junge Stiere und sieben Widder und geht hin zu meinem Knecht Hiob und opfert Brandopfer für euch; aber mein Knecht Hiob soll für euch bitten; denn ihn will ich erhören, dass ich euch nichts Schlimmes antue. Denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. Da gingen hin Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama und taten, wie der HERR ihnen gesagt hatte. Und der HERR erhörte Hiob. Und der HERR wandte das Geschick Hiobs, als er für seine Freunde bat. Und der HERR gab Hiob doppelt so viel, wie er gehabt hatte. Und es kamen zu ihm alle seine Brüder und alle seine Schwestern und alle, die ihn früher gekannt hatten, und aßen mit ihm in seinem Hause und sprachen ihm zu und trösteten ihn über alles Unglück, das der HERR über ihn hatte kommen lassen. Und ein jeder gab ihm ein Goldstück und einen goldenen Ring. Und der HERR segnete Hiob fortan mehr als zuvor, er besaß vierzehntausend Schafe und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen. Und er bekam sieben Söhne und drei Töchter.“

Bild von Eberhard Wächter: Hiob und seine Freunde

Gott hatte ihm gar nicht die Fragen beantwortet. Aber er hatte doch fromm und rechtschaffen gelebt, und dann war ihm dieses vielfache Unglück geschehen: sein großer Besitz geraubt, alle Kinder getötet, und zum Schluss war er krank geworden.

Eigentlich kamen seine Freunde um ihn zu trösten. Doch im Laufe der Gespräche bedrängten sie ihn mehr und mehr, er solle seine eigene Schuld eingestehen. Hiob steigerte sich immer mehr in Klagen und Vorwürfe gegen Gott hinein.

Zum Schluss ergriff Gott selbst das Wort. Seine Antwort diente nur dazu, Hiob „in die Ecke zu stellen“: Er als kleiner Mensch könne das Wirken des großen Gottes weder nachahmen noch nachvollziehen. Und so demütigt sich Hiob vor Gott. Und da folgt unser Abschnitt.

Die Freunde bekommen eine Quittung: sie haben nicht so recht geredet wie Hiob. Und so wird Hiob indirekt gelobt. Er hat aus seinem Herzen vor Gott keine Mördergrube gemacht, sondern hat seine Wut und Trauer vor ihm ausgesprochen. Er hat nichts schöngeredet.

Für alles, was er verloren hat, bekommt Hiob einen Ausgleich. Sein Besitz ist doppelt so groß wie vorher. Und ihm werden wiederum 10 Kinder geboren, sieben Söhne und drei Töchter, wie zuvor. Sein guter Ruf, seine Weisheit sprechen sich herum.

Ein Stachel bleibt: Er hat auf einem Tag alle zehn Kinder verloren. Ob das wirklich durch zehn neue Kinder ausgeglichen werden kann? Wird er die verstorbenen Kinder je vergessen können, auch wenn genau so viel neue da sind?

Vielleicht haben Schmerz und Trauer seine Weisheit vergrößert. Aber es war ein schwerer Weg.

20.04.2020 – Gedanken zu Jakob

1. Mose 32, 23-32

„Und Jakob stand auf in der Nacht und nahm seine beiden Frauen und die beiden Mägde und seine elf Söhne und zog durch die Furt des Jabbok.
Er nahm sie und führte sie durch den Fluss, sodass hinüberkam, was er hatte.
Jakob aber blieb allein zurück.
Da rang einer mit ihm, bis die Morgenröte anbrach.
Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, rührte er an das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt.
Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an.
Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
Er sprach: Wie heißt du?
Er antwortete: Jakob.
Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.
Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du?
Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße?
Und er segnete ihn daselbst.
Und Jakob nannte die Stätte Pnuël: Denn ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.
Und als er an Pnuël vorüberkam, ging ihm die Sonne auf; und er hinkte an seiner Hüfte.“

Er hatte sie alle ausgetrickst, den Bruder, den Vater, den Onkel. Körperlich war nie Gewalt im Spiel und der Segen war mit ihm. Nun galt es, den Bruder wiederzusehen nach 20 Jahren. Er schickte Frauen und Kinder vor, denn sollte Rache sein Ziel sein, würde er denen nichts tun. Er konnte sich doch an den Herden bedienen. Morgen dann würde man weitersehen, bis jetzt war alles gut. Er blieb am Flussufer zurück und schlug sein Lager auf.

Die Nacht fiel über den Fluss und das Dunkel griff nach der Seele. Das, was er übersehen hatte, drückte ihn zu Boden. Nun hatte er Gott an der Gurgel, als Feind auf dem Brustkorb, der den Atem abschnürte. So groß war Jakobs Groll, dass er den Übermächtigen niederkämpfte und festhielt. Im Blau des ersten Morgens wollte er fliehen, „Wie heißt du? Bist du der Gott des Segens oder ein Blender, der mich getäuscht hat?“ Mit aller Kraft hielt er ihn und ließ ihn nicht, was es auch kostete. Am Ufer des Flusses, im Morgengrauen, waren zwei Schatten, die beiden waren ein Knäuel, ein Würgen und Pressen – und da holt der Mächtige aus, und ein Schlag – der Schmerz stach an der Seite, zugleich kam der Segen: „Nicht mehr Jakob, der Listige, bist du, sondern Israel, der mit Gott gerungen hat.“ und fort war er.

Im Rot der aufgehenden Sonne ging er davon. Gott hatte ihn nun aufrecht gestellt. Doch, ach, die Hüfte – schief war sein Gang und blieb es.

Ein Sieger war er über den mächtigen Gott, so hatte dieser selbst gesagt. Und zugleich war er geschlagen von nun an.

19.04.2020 – Andacht zum Wochenspruch

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ (1. Petrus 1,3)

„Gelobt sei Gott.“ Damit fängt es an. Und danach hören wir von Gottes großer Barmherzigkeit. Ein guter Anfang. Wir loben Gott, denn er ist barmherzig. Er ist für uns. Ist auf unserer Seite. Er hat uns neu geboren. Er schenkt uns neues Leben.

Wie die neugeborenen Säuglinge, so heißt dieser Sonntag. Auf Latein: „Quasimodo geniti“. Das ist ein sehr alter Name, und seit langer Zeit ist das der Sonntag, bei dem die Christen sich an die Taufe erinnern.
Die Taufe macht das Leben neu. So, wie Wasser einen säubert. Und Gott macht das.

Die meisten von uns wurden als Säuglinge getauft. Dass Gott das Leben neu macht, ist dann hoffentlich eine Erfahrung, die später geschieht und einem erinnerlich ist. Ich werde erneuert, ich kann neu anfangen; das sind dann Sätze, die dorthin gehören. Ich fühle mich wie neu geboren, solch einen Satz gehört dann zu einer kleinen Analogie, dass mich ein Bad oder neue Kleidung wieder frisch, froh und lebendig macht.

Das neue, von Gott geschenkte Leben ist verbunden mit der Hoffnung auf ewiges Leben. Eine Perspektive über den Horizont unserer Erfahrungen hinaus. Viele tun sich heute damit schwer, weil „ewiges Leben“ jenseits der messbaren und berechenbaren Welt liegt. Zur Zeit des Neuen Testaments hat man sich leichter damit getan, an den weiten Horizont der Ewigkeit zu glauben. Doch auch damals brauchte man große und kleine Analogien, damit wir es auch schon jetzt im Diesseits annehmen können.

Denn die „kleine Auferstehung“ folgte auf die große: Aus einer Schar verängstigter Leute wurde die erste Gemeinde, die von Gottes Geist erfüllt war. Der Auferstandene war bei ihnen und sprach zu ihnen.

Wie kann das bei mir ankommen? Wo und wie wurde mein Leben neu? Was ist meine Hoffnung – auch schon in diesem Leben? Das sind Fragen, die sich lohnen. Was wäre deine Antwort?